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Ein Blog über Workshops als Geschäftsmodell. Von Katrin Gildner
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Barcamp als Testlauf: Wie du Workshop-Erfahrung sammelst und Feedback bekommst

Ich war am Wochenende bei einem Barcamp rund ums Podcasten und dachte: Wieso bin ich nicht schon eher auf die Idee gekommen, in diesem Blog über Barcamps als Workshop-Übungs-Format zu schreiben?! Das müssen wir dringend nachholen! Let’s go!

Also, meine These: Barcamps sind super, um (a) generell das Sprechen vor Menschen zu üben und die Scheu zu überwinden, und (b) um neue Themen auszuprobieren. Themen, die dann Angebote oder Workshop-Themen werden könnten.

Was ist ein Barcamp?

Ein Barcamp ist eine Konferenz ohne festes Programm. Heißt: Die Teilnehmenden bringen die Inhalte selbst mit. Wer will, bietet spontan eine Session an – z. B. einen kurzen Input, eine Frage zur Diskussion oder einen Mini-Workshop. Alles auf Augenhöhe, und ohne die Pflicht, eine aufpolierte Powerpoint-Präse mitzubringen. (Wie viele Ps kann man in einem Satz unterbringen? Ja.)

Klassischerweise findet die Sessionplanung am Anfang des Tages statt. Da stellen die Teilnehmenden kurz ihre Sessionidee vor und je nach Interesse wird die Session dann in einen kleinen oder großen Raum gelegt. Meist gibt es mehrere Session-Stränge parallel, so dass man sich ein individuelles Programm zusammenstellen kann.

Warum ist ein Barcamp ein idealer Ort, um Workshops und Vorträge zu üben?

1. Du brauchst keine perfekte Bühne, um anzufangen

Barcamps sind per Definition niedrigschwellig. Du kannst einfach deine Idee vorstellen und wenn es ein paar Interessierte gibt, findet deine Session statt. Ein Sprung ins lauwarme Wasser! Übrigens: Eine der universellen Barcamp-Regeln lautet: Wenn das dein erster Besuch eines Barcamps ist, solltest du eine Session anbieten! 🙂 Also keine Ausrede!

2. Der Druck ist raus – du bekommst kein Honorar

Klingt erstmal wie ein Nachteil. Ist aber ein Riesenvorteil: Weil niemand dich bezahlt, musst du auch nicht abliefern wie im Scheinwerferlicht auf einer großen Bühne. Das hilft gegen Nervosität und Imposter Syndrom!

3. Barcamps sind perfekte Prototyping-Räume

Wenn du testen willst, ob ein Thema zieht, wie du es am besten aufziehst oder welche Fragen im Raum stehen – eine Barcamp-Session ist dein Feldversuch. Hier kannst du mit echten Menschen ins Gespräch kommen. Super aufschlussreiche Marktforschung!

4. Atmosphäre auf Augenhöhe

Barcamps sind ein Ort, wo man sich auf Augenhöhe begegnet. Niemand erwartet, dass du die absolute Expert:in bist und einen Fachvortrag hältst. Du kannst auch sagen: „Hey, das hier ist meine Idee, lass uns das mal diskutieren.“ Oder: „Ich hab nicht die Weisheit mit Löffeln gefressen, aber ich hab diese Erfahrungen gemacht. Vielleicht sind sie für euch spannend.“

5. Erfahrungswissen ist hier erwünscht

Apropos Erfahrungen: Du musst nicht mit Studien und Modellen um die Ecke kommen. Oft sind es die persönlichen Geschichten, die gut ankommen. Wenn du zum Beispiel noch dabei bist, dein Framework zu entwickeln, dann kannst du bei einer Barcamp-Session erstmal mit einer subjektiven „so habe ich es gemacht“-Haltung anfangen, bevor du daraus ein „so machst du es“-Modell baust.

6. Nervosität darf mitkommen

Niemand wird dir auf einem Barcamp böse sein, wenn du nervös bist, dich verhaspelst, ein paar Mal zu viel „äähhm“ sagst oder sich Schweißflecken unter deinen Achseln abzeichnen. Die Leute sind dankbar, dass du überhaupt diese Session angestoßen hast und erwarten keine:n top vorbereitete:n Entertainment-Speakner:in. (Siehe Punkt 2 mit dem Honorar :D)

7. Sessions sind kurz und knackig

Die übliche Dauer einer Session ist 45 Minuten – und die musst du auch nicht alleine füllen. Oft reicht ein Impuls, um dann eine Diskussion anzustoßen. (Perfekt für alle, die denken: Wie soll ich bei einem Workshop denn stundenlang reden?! – ihr werdet sehen, wie schnell die Zeit verfliegt, wnen man erstmal im Flow ist!! :))

8. Du redest mit Menschen, die sich wirklich dafür interessieren

Eine weitere Barcamp-Regel: Man darf jederzeit eine Session verlassen! Da es ja immer mehrere Parallelstränge gibt, kannst du dir sicher sein: Wer sich nicht für dein Thema interessiert, geht in eine andere Session. Heißt: Die Leute, die da sind, wollen da sein. Der Goodwill ist hoch. Du musst niemanden überzeugen!

9. Einfache Sichtbarkeit

Als Sessiongeber:in fällst du beim Barcamp mehr auf als nur als Teilnehmer:in. Deine eigene Session gehalten zu haben, macht es den anderen einfach, zu wissen wer du bist und über was sie sich mit dir unterhalten könnten. Wenn du früh am Tag eine Session hältst, hast du automatisch Gesprächsstoff für den Rest des Tages. Leute kommen auf dich zu, stellen Fragen, knüpfen an. So bleibst du super in Erinnerung und triffst vielleicht sogar Netzwerkpartner:innen, Auftraggeber:innen oder Kollaborationspartner:innen in spe!

Do’s & Don’ts beim Barcamp

Do’s

  • überleg dir eine kurze, knackige, attraktive Sessionbeschreibung
  • mach das Format klar: willst du einen Vortrag halten? Willst du brainstormen? Ein Tool oder eine Methode vorstellen?
  • dokumentiere deine Session. Teile deine Folien, falls du welche erstellst. Mach Fotos von Notizen oder Flipcharts. Schreibe danach einen Blogpost oder Social-Media-Post.
  • respektiere das Format und halte dich an dein Zeitfenster

Don’ts

  • zu werblich sein – mach keine als Mehrwert verkappte Werbeveranstaltung. Das riechen Barcamper:innen drei Meilen gegen den Wind und das wird nicht gut ankommen!
  • Lass dich nicht verunsichern, falls jemand mittendrin deine Session verlässt oder falls es auch kritische Kommentare oder Rückfragen gibt. So ist das halt bei nem Barcamp!
  • mach es nicht wie ich und vergiss nicht, dich zu Beginn deiner Session zumindest ganz kurz vorzustellen 🥲

Fazit:
Wenn du mit Workshops und Vorträgen liebäugelst, aber noch Berührungsängste hast: Geh auf ein Barcamp und halte dort eine Session. So kannst dich deiner Nervosität stellen und gleichzeitig über dein Thema abnerden, Marktforschung machen und deine Sichtbarkeit aufbauen. Es gibt sowohl allgemeine, regionale Barcamps; als auch fachspezifische Barcamps. Google einfach mal nach deinem Thema + Barcamp, oder stöbere hier: www.barcamp-liste.de

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