Prokrastination in der Selbstständigkeit: finde deine Arbeitsweise


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Es gibt viele Gründe, warum ich Workshops als Geschäftsmodell liebe. Einen der Gründe habe ich bisher noch nicht erwähnt. Das will ich heute nachholen, auch wenn er eher persönlicher Natur ist: Workshops helfen mir nämlich dabei, meine Prokrastination zu überwinden. Aber fangen wir von vorne an:

Start in die Selbstständigkeit mit Dienstleistungen

Als ich vor etwa acht Jahren mein Gewerbe für meine nebenberufliche Selbstständigkeit bzw. neben dem Studium angemeldet habe, habe ich in das Tätigkeitsfeld „Internetdienstleistungen“ eingetragen. Warum? Weil meine ersten Aufträge von meinem Blog kamen. Ich habe dort Kooperationen umgesetzt und in Bloggerforen haben alle gesagt, schreibe einfach „Internetdienstleistungen“ in die Gewerbeanmeldung, dann kannst du verschiedene Sachen machen und bist auf der sicheren Seite.

(Fun Fact dazu: ich habe einmal eine Rechnung an eine Freundin geschrieben, weil sie mich in ein Freelance-Projekt eingebunden hat. Beim Bearbeiten der Rechnung hat sie sich verlesen und statt „Internetdienstleistungen“ hat sie „Internetdienstleitung“ gelesen, ohne s. Sie hat mich dann für eine Weile „Dienstleitung des Internets“ genannt.)

Aber zurück zu diesen Dienstleistungen. Ich mache damals viele verschiedene Dinge – wie das halt so ist am Anfang einer Selbstständigkeit. Unter anderem…

Also alles klassische Dienstleistungen – done for you. Ich mache etwas für eine andere Person und am Ende gibt es ein Ergebnis, zum Beispiel einen fertig geschriebenen Text oder eine fertig veröffentlichte Podcast-Folge, hoffentlich ohne Schnittfehler.

Das Problem ist jetzt, dass diese Art von Dienstleistung nicht gut zu meiner Arbeitsweise passt. Nicht inhaltlich, ich finde Podcasts immer noch cool, sondern diese Art und Weise, etwas zu erstellen und dann abzugeben.

Probleme mit Prokrastination

In Schul- und Unizeiten war ich definitiv sehr von Prokrastination betroffen. Oft habe ich Dinge auf den letzten Drücker gemacht, zum Beispiel Hausaufgaben oder einen Praktikumsbericht. Und da war ich natürlich in guter Gesellschaft – den meisten Jugendlichen in der Schulzeit ging es so.

Eine andere Geschichte aus meiner Jugend: Ich habe einmal darüber nachgedacht, ob ich eine Ausbildung zur Friseurin machen soll, weil ich damals viel mit einem Freundeskreis zu tun hatte, bei denen wir uns gegenseitig die Haare gefärbt und geschnitten haben. Das erschien mir wie ein cooler, kreativer Beruf. Aber was mich immer davon abgehalten hat, war die Vorstellung, dass ich dann eine Kundin auf dem Stuhl vor mir sitzen habe, sie mir ihre Wünsche beschreibt und dass ich dann 30, 45 oder 60 Minuten lang vor mich hin schnippel. Ich färbe, schneide, behandle und muss ihr dann am Ende das Ergebnis präsentieren. Was, wenn es ihr nicht gefällt? Es ist literally auf ihrem Kopf! Ich glaube, das würde mich sehr fertig machen!

Erst die Arbeit, dann die Präsentation

Mit solchen Dienstleistungen wie Texten, Webdokus bauen oder Podcasts schneiden ist es im Grunde genommen ähnlich. Ich sitze in meinem stillen Kämmerlein, ich erledige meine Aufgabe und am Ende muss ich dann das fertige Ergebnis meiner Auftraggeberin präsentieren, in der Hoffnung, dass sie den Text gut findet oder keinen Fehler in der Podcastgolge gehört hat. Und diese Art von Arbeit bringt mich dazu zu prokrastinieren! Ich mag den Druck nicht, dass ich jetzt hier etwas mache und dann später erst das Feedback dafür bekomme. Das habe ich in den letzten Jahren für mich festgestellt und ich weiß nicht, ob da noch etwas anderes dahinter steckt, aber das ist jetzt erst mal das, was ich festgestellt habe. Und ich weiß auch, dass ich in anderen Situationen aus anderen Gründen prokrastiniere, zum Beispiel, weil ich keine Klarheit über die nächsten Schritte habe und das ist in diesem Fall nicht der Fall.

Ich habe kürzlich in meiner Insta-Story geteilt, dass ich einen Gastartikel weiterschreibe, den ich seit ungelogen einem halben Jahr (!) prokrastiniere. Mehrere Leute haben mir geschrieben: „Boah, Kato, das ist toll zu sehen, dass du auch mal was prokrastinierst!“ Und ja, natürlich teile ich so etwas dann gerne, wenn es anderen Leuten hilft, sich nicht alleine zu fühlen. Aber ich muss tatsächlich sagen, dass es mittlerweile in meinem Alltag selten ist, dass ich etwas so Wochen oder Monate lang vor mir herschiebe, wie es bei diesem Gastartikel der Fall war.

Gemeinsam erarbeiten gegen Prokrastination

Damit jetzt kommen wir wieder zu den Workshops: Workshops ermöglichen mir, mit den Leuten zu arbeiten statt für die Leute.

Zum Beispiel: Ich könnte eine Dienstleistung erbringen, dass ich für jemanden eine Podcast-Strategie entwickle. Das wäre wieder das, ich sitze im stillen Kämmerlein, ich mache mir da meine Gedanken, ich schreibe da mein Konzept und am Ende gebe ich das dann ab oder präsentiere das. Und die andere Variante wäre, dass ich das mit der Person zusammen mache. In einem Workshop. Also, ich habe meine Struktur, ich habe sicherlich auch Dinge, die ich schon in der Recherche und Vorbereitung erstellt habe und vieles machen wir dann gemeinsam. Wir diskutieren, entscheiden, brainstormen, entwickeln. Dadurch dass wir es gemeinsam machen, kann ich dann am Ende sicher sein, dass dieses Podcast-Konzept der Person gefällt und dass es zu ihr passt.

Und das bedeutet für mich, dass ich bei Workshops viel weniger Gelegenheit zum Prokrastinieren habe. Natürlich muss ich auch Dinge vorbereiten. Ich muss meinen Seminarplan schreiben und Folien oder Tools vorbereiten. Ich muss mich vielleicht noch in das Thema ein bisschen einlesen oder mir Unterlagen von dem Auftraggeber angucken. Aber das ist dann alles keine Sache, die ich abgeben muss, wie bei den Dienstleistungssachen, die ich vorher genannt habe. Die Vorbereitung dient nur mir und ich habe nicht den Druck, dass jemand meine Vorbereitung oder mein Konzept bewertet – nur den Workshop.

Ich tue diese Arbeit für mich, um mich vorzubereiten und ich kann selber einschätzen, wie viel Vorbereitung ich benötige. Ob ich sage, ach, das ist so ein Zwei-Stunden-Webinar, das habe ich schon Dutzende Male gemacht, da muss ich mich gar nicht vorbereiten, das muss ich mir nur fünf Minuten vorher einloggen. Oder ob ich sage, oh, das ist eine größere Sache und von dem Thema habe ich gar nicht so viel Ahnung, da möchte ich mir auf jeden Fall noch mal mehr Zeit nehmen, mich damit genauer zu beschäftigen, damit ich gut mitdenken kann im Workshop.

Bye, Bye, Dienstleistungen!

Und seit ich verstanden habe, dass ich durch diese Arbeit mit den Leuten statt einer Dienstleistung viel besser arbeiten kann, habe ich auch aufgehört, Dienstleistungen anzubieten.

Also ich mache keinen Web-Kram mehr, ich schneide keine Podcast mehr, und ich schreibe nur noch ganz, ganz, ganz selten Texte für andere Leute (so wie diesen Gastartikel, den ich prokrastiniert habe..) Aber das mache ich wirklich nur in Ausnahmefällen! Wenn ich Lust darauf habe und wenn ich denke, dass sich das für mich auf eine andere Art und Weise lohnt, als nur ein paar hundert Euro Honorar dafür zu bekommen, sondern wenn es für mich eine Gelegenheit für PR, Networking und Sichtbarkeit ist.

Wenn du dich in meiner Beschreibung wiedererkennst und auch zum Prokrastinieren neigst, probier doch mal, zusammen mit anderen in Workshops zu arbeiten. Vielleicht liegt dir das mehr als einfach nur die Ergebnisse alleine zu erstellen.

Bei meinen Workshop-Accelerator-Alumni sind auch Leute dabei, die diesen Weg von Done-For-You zu Done-With-You gegangen sind. Zum Beispiel Laura Trus: Ihr Copy Day wird von ihren Kund:innen super angenommen.

Feierabend machen statt Aufschieben

Das Schöne an dem Modell: Wenn der Workshop zuende ist, haben wir dann *wirklich* Feierabend. Wir wissen: Es ist geschafft. Das Konzept ist erstellt, der Text ist überarbeitet, das Ergebnis ist da. Das Abschalten fiel mir deutlich schwerer, wenn ich an etwas gearbeitet habe und mich gefragt habe: Ist das so gut genug? Soll ich daran noch was ändern? Kann ich das so abschicken?

So, das war jetzt ein bisschen Seelenstriptease zu meinem (ehemaligen) Prokrastinationsproblem… Ich hoffe, jemand hat sich darin wiedergefunden und versucht es auch mal mit einer anderen Arbeitsweise. Prokrastination heißt nicht, dass man faul oder zu doof ist, um etwas zu machen – vielleicht ist es nur der falsche Modus.

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