Workshops und Friseursalons haben mehr gemeinsam als man auf den ersten Blick denken mag. Wenn ich mit Leuten spreche, die überlegen, ob und zu welchem Thema sie einen Workshop anbieten sollen, dann merke ich oft, dass sie eingeschüchtert sind: Dazu gibt es doch schon Workshops! Ich will der ‚Konkurrenz‘ nicht auf die Füße treten, wenn ich auch einen Workshop zum Thema XY anbiete! Und habe ich überhaupt genug Expertise, um dazu etwas anzubieten?! (classic Impostor Syndrom!)
Meine Gegenargumente kommen – natürlich, wie auch sonst – in Form einer Metapher. Letztes Mal hatten wir über Restaurantmenüs gesprochen; dieses Mal bitte ich dich, gedanklich einen Friseursalon zu betreten.
Von Friseursalons gibt es in jeder Stadt oder jedem Stadtteil mehrere. Alleine in meinem Stadtteil hier in Tübingen gibt es zwei, und in der Innenstadt sicher ein Dutzend. Alle bieten im Grunde die gleiche Dienstleistung an, aber sie alle überleben, weil es genug Menschen gibt, die einen Haarschnitt benötigen.
Es gibt jedoch verschiedene Gründe, warum sich Menschen für einen bestimmten Friseursalon entscheiden:
- einige sind besonders billig
- andere besonders flexibel und man ohne Termin vorbeikommen
- andere wiederum sind auf bestimmte Dinge wie Farbe oder lockiges Haar spezialisiert
Neben Preis und Co handelt es sich bei Friseursalons jedoch um ein People-Business. Es geht darum, wen man kennt, wem man vertraut, welche guten Bewertungen man gesehen hat oder welche Erfahrungen Freunde und Bekannte gemacht haben. Wenn man nur seinen Pony nachschneiden lassen möchte, geht man vielleicht zu Uschis Friseursalon nebenan, aber für das Blondieren oder die Hochzeits-Hochsteckfrisur nimmt man Wartezeiten und einen höheren Preis in Kauf, um zum besonders beliebten Friseur in der Nachbarstadt zu gehen.
Vom Friseurstuhl zurück zu Workshops:
Es ist also falsch, anzunehmen, dass der Markt übersättigt ist, nur weil es schon andere Personen gibt, die zum gleichen Thema Workshops geben. Du bringst deine eigene Spezialisierung mit und es gibt genug Menschen, die davon profitieren können. Du musst auch (noch) nicht die absolute Expertin auf deinem Gebiet sein. Es geht eher darum, einen Blickwinkel zu finden und dich darauf zu spezialisieren. Auch darüber haben wir in diesem Newsletter bereits gesprochen: 20 Wege, dein Workshop-Thema zu spezifizieren.
In einer Stadt mit 90.000 Einwohner:innen gibt es genug Menschen mit „Haarschneidbedarf“, dass dutzende Friseursalons parallel exisitieren können.
Zu denken, dass du keine Workshops zu Thema x anbieten kannst, nur weil es dazu bereits andere Anbieter:innen auf dem Markt gibt, ist Quatsch. Allein aus Kapazitätsgründen gibt es Bedarf für mehrere mit dem gleichen Thema. Und im besten Fall knüpfst du aus genau diesem Grund auch Kontakte mit deinen Mitbewerber:innen! Wenn eine:r von euch eine Anfrage bekommt, die vom (a) Termin, (b) Inhalt und (c) anderen Rahmenbedingungen (z.B. Honorar) nicht passt, kann man diese Anfrage weiterleiten, statt dem Anfragenden einfach nur abzusagen.
Hast du Gedanken dazu? Hast du dich auch schonmal dabei ertappt, zu denken, dein Thema sei übersättigt? Antworte mir gern auf diese Mail!